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Etzkorn: Olympia 2012 kommt noch zu früh

Etzkorn: Olympia 2012 kommt noch zu früh

Rudern: Der frischgebackene U 23-Weltmeister aus Cochem im Interview – Rio 2016 ist das Ziel

Cochem. Ende Juli bejubelte der Cochemer Ruderer Michael Etzkorn im weißrussischen Brest zusammen mit Konstantin Steinhübel, Jonas Wagner und Julius Peschel den U 23-Weltmeister-Titel im Leichtgewichts-Doppelvierer. Auf Heimatbesuch warf der 20-jährige Nachwuchsruderer im Gespräch mit der Rhein-Zeitung den Blick zurück, sprach aber auch über seine Ziele und die weiteren sportlichen Ambitionen.

Herr Etzkorn, haben sie mit der Goldmedaille in Brest gerechnet? Beim Weltcup zwei Wochen zuvor in Luzern kamen sie nur auf den vierten Platz.

In Luzern waren wir mit dem vierten Platz sehr zufrieden. Im Weltcup gibt es nämlich keine Altersbeschränkung, während bei der U 23-WM natürlich nur jüngere Ruderer am Start waren. Wir hatten schon mit einer Medaille geliebäugelt, aber nicht mit der goldenen. Umso größer war die Freude bei uns, als wir ganz oben auf dem Siegertreppchen standen.

Sie sind gebürtiger Cochemer und wurden in der Cochemer Rudergesellschaft (RG) unter Trainer Fritz Peters groß. Seit einem Jahr sind Sie in der Polizei-Ausbildung bei der Sportfördergruppe in Wiesbaden. Wie oft sind Sie denn noch zu Hause und setzen sich auf der Mosel ins Boot?

In der Wettkampfvorbereitung und während der Saison, die bei uns von März bis Juli läuft, bin ich kaum zu Hause, weil einfach die Zeit fehlt. Wenn ich mal nach Cochem komme, trainiere ich nicht auf dem Wasser, weil ich gar kein Boot mehr hier liegen habe, und die Plätze in den anderen Booten sind durch Aktive besetzt. Denen will ich natürlich keinen Platz wegnehmen. Ich gehe dann laufen oder setze mich auf den Ruderergometer im Bootshaus. Auf einen Besuch bei der RG freue ich mich immer, weil die Kontakte einfach blendend sind. Ich weiß auch, wie sehr sie meine Leistungen interessieren und sich über meine Erfolge freuen.

Nach ihrem Umzug starten sie jetzt für den Mainzer Ruder-Verein, haben noch mehr Zeit für ihren Sport. Trainiert werden Sie von Landestrainer Robert Sens. Was haben Ihnen dieser Wechsel und die Aufnahme bei der Polizei sportlich gebracht?

Wenn man als Ruderer seinen Leistungen steigern will, dann muss man zu einem großen Verein wechseln wie Mainz, wo auch das Landesleistungszentrum ist. Ein kleiner Verein wie die RG Cochem kann allein schon den finanziellen Aufwand nicht decken. Beispielsweise musste der Verein für das dreiwöchige Trainingslager vor der WM in Konstanz und Ratzeburg 1500 Euro zahlen. Durch die Aufnahme in die Sportfördergruppe habe ich ideale Bedingungen für das Training und die Wettkämpfe. Allerdings läuft meine Ausbildung auch nicht wie üblich drei, sondern über viereinhalb Jahre.

Haben sie Vorbilder im Rudersport? Sind es vielleicht die Brüder Jost und Matthias Schönmann-Finck, die bis zu ihrem Wechsel nach Saarbrücken für die RG Treis-Karden starteten?

Zu den beiden habe ich ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Ich sehe sie auch als Vorbilder, immerhin sind sie Weltmeister. Dann ist es der Einer-Ruderer Marcel Hacker, der 2002 Weltmeister über 2000 Meter in der Weltbestzeit von 6:36:33 Minuten wurde, die bis zum 26. August 2006 Bestand hatte. Aber auch die ehemalige Cochemerin Antje Rehaag, die bei Olympia 1996 in Atlanta im Deutschland-Achter saß, habe ich immer bewundert.

Mit ihren 20 Jahren sind sie noch am Anfang ihrer sportlichen Laufbahn. Welche Ziele haben Sie denn in nächster Zukunft?

Natürlich will ich im kommenden Jahr wieder für die U 23-WM nominiert werden, um den Titel dort verteidigen zu können.

Ist Ihre Bootsgattung olympisch?

Nein. Deshalb würde ich gerne in den olympischen Leichtgewichts-Doppelzweier wechseln. Aber da muss ich zuerst durch die ganzen Qualifikationen, die schon Ende November beginnen und erst im Mai 2011 enden. Da erfolgreich durchzukommen, ist sehr schwierig – auch weil ich im Winter mein Training wegen der Zwischenprüfung im Dezember etwas einschränken muss. Ganz ohne Lernen komme ich auch in der Sportfördergruppe nicht aus.

Richtet sich ihr Blick schon jetzt auf die Olympischen Spiele 2012 in London?

Ganz ehrlich gesagt, Olympia 2012 im Zweier ist noch etwas zu früh für mich. Das Boot wird von Linus Lichtschlag aus Berlin und Lars Hartig aus Friedrichstadt besetzt und die beiden sind momentan leistungsmäßig einfach zu weit weg. Rio de Janeiro 2016 ist schon ein Traum. Aber das ist ein langer Weg dorthin, an dem es noch sehr, sehr viel zu arbeiten gilt.

Das Gespräch führte

Alfons Benz
RZ Mittelmosel vom Dienstag, 10. August 2010, Seite 10