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Weltmeister ruderte einst am Fuße der Reichsburg

Weltmeister ruderte einst am Fuße der Reichsburg

Ehrung: Die Stadt Cochem kürt Michael Etzkorn zum Sportler des Jahres

Von unserer Mitarbeiterin Susanne Neubacher
 
Cochem. Das Dutzend ist voll: Zum zwölften Mal hat die Stadt Cochem jetzt ihren Sportler des Jahres gekürt, zum zweiten Mal heißt er Michael Etzkorn. Stadtbürgermeister Herbert Hilken hatte zu einer gemütlichen Runde in die Kapelle der Reichsburg geladen und brach – keine Sünde – mit Sekt und Schnittchen kurz die Fastenzeit. Der Sportkreisvorsitzende Edwin Scheid, die Vertreter der Radsportler, des Turnvereins, der Schachspieler, des Golfclubs, der Schützengesellschaft, des Angelsports und des Boule-Clubs waren gern gekommen – und natürlich Christoph Klug, Vorsitzender der Cochemer Rudergesellschaft 1905, Erfolgstrainer Fritz Peters, der Etzkorn sechs Jahre lang formte, sowie Eltern und Großeltern des Geehrten.

Die zwanglose Atmosphäre des Festakts sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass hinter der Auszeichnung mit Teller und Urkunde der „alten und freien Stadt an der Mosel“ auch echte Leistung stehen muss. Mindestens ein dritter Platz auf Landesebene, präzisierte der Bürgermeister. Gold auf globaler Ebene konnte Etzkorn bieten: Im Juli 2010 hängte der gebürtige Cochemer mit Julius Peschel, Jonas Wagner und Konstantin Steinhübel im Leichtgewichts-Doppelvierer den Rest der Welt ab und stand bei der U 23-WM im weißrussischen Brest ganz oben auf dem Treppchen (die RZ berichtete). Den Film zum Sieg kommentiert der Goldjunge in der Kapelle lächelnd gleich selbst: Nach 7000 verbrauchten Kalorien in sechs Minuten arbeiten die Muskeln anaerob. Aber der Körper schwimmt in Adrenalin, „da spürt man keine Schmerzen mehr“, sagte er.

Montag, 17 Uhr, Etzkorn (Jahrgang 1990) saß auf dem Spinningrad, trainierte im Landesleistungszentrum Mainz. Da klingelte sein Telefon. Seine Mutter informierte ihn über die Ehrung: „Ich war völlig überrascht, es war ja das zweite Mal.“ Fünf Jahre ist das her. „Aber an einem Weltmeister kommt man eben nicht vorbei“, begründete Stadtbürgermeister Hilken die aktuelle „Wiederholungstat“ der Jury, zu der außer ihm auch die drei Beigeordneten Walter Schmitz, Carola Stern-Gilbaya und Karl-Josef Mons gehörten. Wenn er zum dritten Mal Sportler des Jahres werden wolle, müsse er aber eine Olympiamedaille mitbringen, schmunzelte Hilken. Könnte klappen. 2016 will Etzkorn bei den Spielen dabei sein.

Seit etwa einem Jahr gehört der Ruderer der Sportfördergruppe der Polizei an, die ihm in Mainz bei entsprechend verlängerter Ausbildungsdauer ausgezeichnete Trainingsmöglichkeiten bietet. In drei Wochen will Etzkorn in Köln beim ersten Qualifikationslauf für die nächste U 23-WM im Juli in Amsterdam gut abschneiden, denn auch als amtierender Weltmeister ist er nicht automatisch gesetzt. Da stört jede Unterbrechung des Rhythmus. Also hatte man ihn flugs gewissermaßen zwischen Kraft- und Konditionstraining aus dem Mainzer Rhein gefischt, um ihn für den Festakt an die Cochemer Mosel zu verfrachten und dann möglichst frisch wieder bei der Polizei abzuliefern. Trotzdem, der Kommissar in spe bleibt „Cochemer Jung“, versichert Großvater Hans Gelhausen. 

 
Cochems Stadtchef Herbert Hilken, Trainer Fritz Peters von der Cochemer Rudergesellschaft und der geehrte Michael Etzkorn.Foto: sun
 
 
Schultert das Paddel nicht nur locker, sondern rudert weltmeisterlich: der Cochemer Michael Etzkorn.Foto: Benz
 
 
RZ Mittelmosel vom Donnerstag, 31. März 2011, Seite 16